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Zum Download:
Die Festschrift:»Aus Worten können Wege werden – 20 Jahre Telefonseelsorge Sylt« (ca. 3,5 MB, PDF-Datei)

Schleswig-Holstein am Sonntag, 27.01.2013

»Trost am Telefon«

EHRENAMT Die Mitarbeiter der Sylter Telefonseelsorge helfen unentgeltlich Menschen, die Kummer haben.
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dpa Juli 2012

»Helfen auf der Insel der Reichen und Schönen«

5000 Anrufer bei der Telefonseelsorge – Anrufer kennen kaum Tabus
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Aus: NORDFRIESLAND TAGEBLATT, 22. November 2008:

Die helfenden Stimmen von der Insel

Von Martin Stralau

Die Telefonseelsorge in Westerland auf Sylt versorgt eine Region, die weit über die Grenzen Nordfrieslands hinausgeht. Um die wertvolle Arbeit finanziell zu unterstützen, hat Sylts Gästeführerin Silke von Bremen, selbst 13 Jahre Telefonseelsorgerin auf der Insel, nun einen Förderverein gegründet und hofft, weitere Menschen für die Telefonseelsorge zu gewinnen.

Es gibt Momente im Leben, ja ganze Phasen, in denen das eigene Herz schwer zu tragen hat. Lebensabschnitte, in denen das pulsierende Hirn des Körpers nicht einfach nur zwickt oder wehtut, sondern so vollbeladen ist mit Trauer, Wut, auch Liebe, dass es, allein gelassen, zu platzen droht. Da kommt es für den Träger dieses Herzens einer Erlösung gleich, wenn ihm jemand Erleichterung verschafft, ihm zuhört und Trost spendet, einfach weil es eine Herzensangelegenheit ist.  

Eine Herzensangelegenheit, der sich der Morsumer Pastor Ekkehard Schulz und die Westerländer Gästeführerin Silke von Bremen mit ihrem Engagement bei der Telefonseelsorge Sylt angenommen haben. Schulz als neuer Leiter der Institution (seit Oktober), Silke von Bremen in 13 Jahren am Telefon und jetzt als Vorsitzende des frisch gegründeten Fördervereins der Telefonseelsorge Sylt. Sie machen gemeinsam den Schritt heraus aus der Anonymität, „um die Arbeitsbedingungen zu optimieren und der Seelsorge am Telefon eine verbesserte finanzielle Grundlage zu schaffen“, erklärt von Bremen. Dies ist dringend notwendig, denn Deutschlands nördlichste Telefonseelsorge - bundesweit gibt es 110 - arbeitet am Limit. Die derzeit 30 ehrenamtlichen Telefonisten auf Sylt decken mit ihrer Arbeit ein Gebiet ab, das nördlich der Eider von West nach Ost und an der Westküste bis runter nach Hamburg einen Großteil Schleswig-Holsteins umfasst.

Allein auf Sylt kostet dieser so wichtige Dienst am Menschen 30 000 Euro im Jahr. Geld, das für die Miete des Hauses der Telefonseelsorge gebraucht wird und auch für die zahlreichen Schulungen, die jeder Mitarbeiter bekommt. „Leider ist die Fluktuation bei uns in der Gruppe aufgrund der schwierigen Wohnraumsituation auf Sylt sehr hoch, so dass wir alle zwei Jahre nachschulen müssen“, erklärt von Bremen. Und der Pastor ergänzt: „Das ist wichtig, damit wir unser Angebot überhaupt halten können.“

Ein Angebot, das bei Weitem nicht nur Sylter nutzen. Die Telefonseelsorge Sylt ist an das deutsche Seelsorge-Netz angeschlossen, „da kann es auch schon mal vorkommen, dass wir einen Bayern am Hörer haben, wenn die anderen Zentralen besetzt sind“, sagt von Bremen, die mit ihrem Förderverein eine logistische Meisterleistung unterstützt: 365 Tage im Jahr von 16 bis 24 Uhr haben die Sylter Telefonseelsorger ein offenes Ohr für die Menschen dort draußen.

„Wir decken ein breites Themenspektrum ab. Um Suizid geht es nur sehr selten“, sagt von Bremen und spielt damit auf ein weit verbreitetes Vorurteil an. Überhaupt relativieren sich viele Dinge bei der Vielschichtigkeit der Probleme, die etwa zwei Millionen angenommene Anrufe bei allen Telefonseelsorgen in Deutschland mit sich bringen. „Auch unsere Telefone in Westerland klingeln fast ununterbrochen“, hat der Sylter Pastor festgestellt. Und obwohl diese Arbeit „schon manchmal an die Substanz geht, so ist sie doch der ideale Schlüssel zu einem selbst“, sagt er.

Silke von Bremen sieht darin sogar „die beste Ausbildung, um mit innerfamiliären und beruflichen Konflikten umzugehen“ und wünscht sich daher Betriebe, die den Mut haben, Schulungen ihrer Mitarbeiter, sei es zeitlich oder finanziell, zu unterstützen. Das alles muss natürlich im anonymen Rahmen passieren - denn Anonymität ist die Grundlage für eine funktionierende Telefonseelsorge. „Es ist ein unausgesprochener Vertrag zwischen Anrufendem und Angerufenem, dass das, was dort erzählt wird, unter den Deckmantel der Verschwiegenheit fällt“, erklärt von Bremen das Prinzip.

Vielleicht ist die Telefonseelsorge deshalb auch gerade für viele der erste Schritt überhaupt in die Hilfe. „Die meisten Probleme sind derart tief verwurzelt, das wir sie nicht lösen können“, sagt Schulz. „Aber wir begleiten die Anrufenden auf dem Weg zu einer Lösung, vermitteln ihnen Anlaufstellen, an die sie sich wenden können.“

„Aus Worten können Wege werden“, heißt es treffend im Flyer der Telefonseelsorgen. Und auch die Telefonisten selbst bleiben mit ihren Problemen nicht allein, können das, was sie am Telefon hören, in monatlich stattfindenden Supervisionsrunden gegenseitig loswerden und so ein Ventil finden.

„Keiner bleibt allein mit seinen Problemen“, sagt Silke von Bremen. Eine Maxime, die auch für ihren Förderverein gilt. Mit seiner finanziellen Unterstützung, so hoffen von Bremen und Schulz, können sie die Arbeit der Seelsorge ein Stück weit erleichtern und für Schulungen auch mal Dozenten bezahlen, „die das Geld wirklich wert sind“.

Dafür geben die beiden ihr Gesicht. Gerade auch, weil es für sie eine Herzensangelegenheit ist.

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Die Festschrift:»Aus Worten können Wege werden – 20 Jahre Telefonseelsorge Sylt« (ca. 3,5 MB, PDF-Datei)

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